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VBKI Spiegel # 253 I Titelthema: Erfolgreich oder beliebt?
Statistiker nicht nur Vorstände, sondern auch Geschäftsführer so- wie leitende Positionen in Handel, Produktion und Dienstleistung. 2017 waren rund 29 Prozent dieser Stellen mit Frauen besetzt. Seit 2015 blieb der Anteil nahezu unverändert. Im EU-Vergleich liegt Deutschland im unteren Drittel. Spitzenreiter ist Lettland mit einem Frauenanteil in Führungspositionen von 46 Prozent. Auch in Polen und Slowenien sind es mehr als 40 Prozent. Die Europäische Union hat das Thema schon lange auf der politi- schen Agenda.
Gender Leadership Gap
Einzelne Branchen stechen in der deutschen Wirtschaftsland- schaft besonders hervor. In einigen ist der Frauenanteil im Ma- nagement außergewöhnlich hoch, in anderen besonders niedrig. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter- scheidet in einer 2017 veröffentlichten Analyse zwischen drei Un- ternehmensgruppen in der Privatwirtschaft. Zur ersten Gruppe gehören Unternehmen, bei denen ein hoher weiblicher Beschäf- tigungsanteil mit einem hohen weiblichen Führungsanteil kor- respondiert. Das gilt vor allem für die Wirtschaftszweige Ge- sundheit, Sozialwesen, Erziehung, Gastronomie. Hier gibt es laut IAB eine „überdurchschnittlich hohe Repräsentanz von Frauen auf den Führungsebenen“. Genau umgekehrt sieht es in der zwei- ten Gruppe aus, im Verarbeitenden Gewerbe, bei der Energie- und Wasserversorgung, im Großhandel. Diese Branchen weisen über alle Hierarchieebenen hinweg sehr geringe Frauenanteile auf. Das zieht sich bis hinauf in die Chefetagen. Anders wieder- um stellt sich die Situation in Gruppe drei dar: In diesen Unter- nehmen sind mehr als 50 Prozent der Beschäftigten weiblich – trotzdem schaffen es die Frauen nur selten an die Spitze. Das IAB nennt insbesondere den Bereich Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen. Der „Gender Leadership Gap“ sei in diesem Sektor besonders groß.
Dass Unternehmen, die sich mit dem Gender Gap nicht zufrie- den geben wollen, selbst aktiv gegensteuern können, zeigt das Beispiel der Berliner Verkehrsbetriebe. BVG-Vorstandsvorsit- zende Sigrid Nikutta nennt im Gespräch mit dem VBKI SPIEGEL (siehe Seite 30) „gehaltswirksame“ Zielvereinbarungen mit Füh-
Grafik: brainfull
rungskräften als ein mögliches Instrument, um den Frauenanteil bei Neueinstellungen signifikant zu steigern. Managerin Margret Suckale betont darüber hinaus den Aspekt der Vereinbarkeit.
Frauenanteil in Führungspositionen 2017
Lettland
Polen
Slowenien
Schweden
Ungarn
Bulgarien
Litauen
Estland
Irland
Vereinigtes Königreich
Portugal
Frankreich
Belgien
Slowakei
Österreich
Finnland
Spanien
Rumänien
Griechenland
Deutschland
Kroatien
Malta
Italien
Dänemark
Niederlande
Tschechische Republik
Zypern
Luxemburg
29 %
EU-28 = 34
46 % 42 % 42 % 39 % 39 % 39 % 39 % 38 % 36 % 36 % 35 % 34 % 34 % 33 % 32 % 32 % 31 % 31 % 30 %
29 % 29 % 28 % 27 % 27 % 25 % 22 % 19 %
Quelle: Eurostat. Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018