Page 28 - VBKI-Spiegel #253
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                  VBKI Spiegel # 253 I Titelthema: Erfolgreich oder beliebt?
  „die Widerstände gegen
mehr Frauen in Führungspositionen
sind nach wie vor groß“
Ein Gespräch mit Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und jugend
Frau Bundesministerin, warum gelingt es nicht, Frauen in Deutschland in größerer Zahl in wirtschaftliche Führungspositionen zu bringen – trotz zunehmendem Fach- kräftemangel?
Ein wichtiges Ziel haben wir in den letz- ten Jahren bereits mit dem „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen“ er- reicht: In den Unternehmen, die unter die gesetzliche Quote fallen, ist der Anteil von Frauen im Aufsichtsrat seit 2015 von 21,8 Prozent auf durchschnittlich 30,9 Prozent gestiegen. Wie lange wurde gesagt, es gibt sie nicht, die guten Frauen. Seit die Quote da ist, gibt es sie plötzlich doch.
Bei Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen, sieht es schlechter aus. Dort liegt der Anteil von Frauen im Aufsichts- rat bei durchschnittlich 12,8 Prozent. Vie- le Unternehmen sind nicht bereit, sich aktiv und eigenverantwortlich für mehr
Franziska Giffey
© Bundesregierung / Jesco Denzel
reden sind immer die gleichen: „Wir fin- den keine qualifizierte Frau für diese Po- sition“ oder „wir sind hier eine technische Branche – da gibt es keine qualifizierten Frauen“. Zum anderen setzt sich der sogenannte „Thomas-Kreislauf“ fort, der das Muster für die Rekrutierung von Vor- ständen beschreibt. Überwiegend männ- liche westdeutsche Wirtschaftswissen- schaftler Mitte 50 stellen quasi Dop- pelgänger von sich selbst ein. Thomas fördert Thomas.
Die Widerstände gegen mehr Frauen in Führungspositionen sind nach wie vor groß. Aber wir streiten weiter und wir ma- chen Fortschritte.
Welche Chancen entgehen Deutschland durch die mangelnde Diversität in den Chef- und Vorstandsetagen?
Vor allem die Chance, vielfältige und mo- tivierte Führungsteams zu bilden, die den
_______________________________ Interview Dr. Astrid Herbold
 Frauen in den Führungsetagen einzuset- zen. Der Anteil von Frauen in den Vor- ständen liegt gerade mal bei 6,1 Prozent.
70 Prozent der Unternehmen, die sich Zielgrößen für den Vorstand gesetzt ha- ben, haben sich die Zielgröße „Null“ für den Anteil von Frauen gegeben. Die Aus-


















































































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