Page 24 - VBKI-Spiegel #253

VBKI Spiegel # 253 I Titelthema: Erfolgreich oder beliebt?
Nicht am ziel
Text Dr. Astrid Herbold
Weiß, männlich, Name: Thomas oder Michael. So sieht laut der AllBright Stiftung der durchschnitt- liche deutsche Unternehmensvorstand aus. Unter
dem Titel „Die Macht der Monokultur“ attestierte eine im Herbst 2018 erschienene AllBright-Studie deutschen Konzernen vor allem eins: mangelnde Wandlungsfähigkeit. Plakativ formu- lierten die Autoren: „Thomas rekrutiert Thomas und der wiede- rum einen Thomas, der ihm sehr ähnlich ist. Von der Vielfalt in der deutschen Gesellschaft kommt in den Führungsetagen we- nig an.“ Die Zahlen, die die Stiftung präsentierte, waren in der Tat ernüchternd: Nur 12 Prozent beträgt der Frauenanteil in den Vorständen der 30 großen DAX-Konzerne (Stand April 2018); kein einziger hat einen weiblichen CEO. Bei kleineren und mitt- leren Börsenunternehmen sind Frauen noch seltener anzutref- fen: In den Vorständen der MDAX-Unternehmen betrug ihr Anteil 5,8, beim SDAX 5,6 und beim TecDAX 5,2 Prozent. Deutschland befinde sich damit „auf einer Stufe“ mit Ländern wie Indien und der Türkei.
„Wir sind tatsächlich gerade in einer Phase, in der es beim Thema weibliche Führungskräfte nicht kraftvoll nach vorne geht“, sagt Brigitte Lammers, Partnerin und Mitglied des globalen Vorstan- des bei der Schweizer Personalberatung Egon Zehnder. Lammers unterstützt seit vielen Jahren Firmen in der Hightech-, Kommuni- kations- und Medienindustrie bei der Besetzung von Vorstands- und Aufsichtsratsposten. Sie beobachtet derzeit international eine Stagnation. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen nehme in etlichen anderen Industrienationen nur noch langsam zu, beziehungsweise gehe teilweise wieder zurück. Dass deut- sche Unternehmen dieser Entwicklung gleichgültig gegenüber- stehen, kann Lammers trotzdem nicht erkennen: „Es hat über die letzten Jahre große Anstrengungen gegeben, Frauen zielge- richtet zu fördern.“ Viel sei passiert, viel werde versucht – und manches habe durchaus Wirkung gezeigt. Die Unternehmen gäben sich große Mühe, Frauen dabei zu helfen, ihre Karrieren
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