Page 17 - VBKI-Spiegel #253
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                Pressekonferenz I VBKI Spiegel # 253
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   Tobias Miller
Newsdesk-Chef Berliner Zeitung / Berliner Kurier
Bauen I: Es wäre ein leichtes, ein Lamento zu formulieren. Über die vielen Baustellen in der Stadt, über die vermeintlich fehlende Koordinierung, den schleppenden Fortgang, wa-
rum die Arbeit gerade in Weihnachtszeit liegen muss. Geht das nicht im Sommer? Klar könnte man klagen, dass ja nur das Ver- säumte der vergangenen Jahre (Elsenbrücke!) nachgeholt werde. Aber nein. Ich finde das gut. In Berlin wird gebaut, repariert, saniert, neu errichtet. Derzeit ist es nicht einfach, einen Bauhandwerker zu bekommen. Das ist doch toll. Der Zukunftsforscher Matthias Horx schrieb mal sinngemäß: Jeder aufgenommene Kredit ist ein optimistischer Blick auf das, was kommt. So ist es auch, mit dem Bauen. Es investiert nur, wer daran glaubt, dass es sich lohnt. Da- ran gemessen, sieht es für Berlin gar nicht schlecht aus. Mit dem Gedanken erträgt man dann auch die vierte Umleitung des Tages.
Bauen II: Die noch unbebauten Flächen am ehemaligen Grenz- übergang Checkpoint Charlie sind doppelt besondere Flächen. Zum einen sind es mit die letzten Filetstücke in Mitte, die gestal- tet werden können. Zum anderen sind es historisch bedeutsame Areale, mit denen behutsam umgegangen werden muss. Doch die Lage ist verfahren und der Senat hat es bis jetzt noch nicht geschafft, klar zu sagen, wie er den gordischen, undurchsichti- gen Knoten aus Eigentümer- und Investoreninteressen lösen will. Die Fragen sollte zügig, aber ohne Hast geklärt werden (unter anderem, wer nun eigentlich wirklich die Investoren sind). Als erstes braucht es die Antwort auf die Frage, was das Land an der Ecke wirklich will. Und am Ende ist es das Areal wert, dass sich, wenn es denn noch geht, das Land auch finanziell engagiert. Tausende Touristen zeigen täglich, dass dieser Ort keine Stan- dard-Lösung erlaubt.
Kevin P. Hoffmann
Der Tagesspiegel, Ressortleiter Wirtschaft
Das vergleichsweise niedrige Lohnniveau in Berlin mag manchem Zeitgenossen als Standortvorteil gelten, den man auf keinen Fall gefährden darf. Wer so denkt, wird
angesichts der jüngsten Beschlüsse der regierenden SPD den Kopf schütteln: Deren Parteitag hatte beschlossen, jedem An- gehörigen des öffentlichen Dienstes ab 2020 eine „Berlin-Zulage“ von 150 Euro monatlich zu bezahlen. Und mithilfe eines Mindest- lohns von 12,63 Euro für alle Auftragnehmer des Landes solle das gesamte Lohnniveau auch in der Privatwirtschaft hochgedrückt werden. Ob die SPD damit tatsächlich ihr Ziel erreicht, muss man abwarten. Doch die Richtung stimmt: Berlins Verwaltung muss als Arbeitgeber und Auftraggeber deutlich attraktiver werden für patente und motivierte Köpfe.
Eigentlich gäbe es nicht viel zu mäkeln an den Plänen zum 600- Millionen-Investment von Siemens – sofern man sich nicht ers- ten Kritikern anschließen will, die ätzen, dass es sich hier „nur“ um ein staatlich gefördertes Immobilieninvestmentprojekt han- delt, und nicht um eine Investition, die den Forschungs- und Industriestandort Berlin nachhaltig stärkt. Wirklich ärgerlich ist, dass sich die Koalitionäre im Senat nun streiten, wer daraus politisches Kapital schlagen darf: Dem Vernehmen nach sind Michael Müller und Siemens sauer auf die grüne Wirtschafts- senatorin Ramona Pop, die Anfang Dezember öffentlich Details zur Förderung dieses Campus (IWCB) preisgab. Dabei kann man nur mit Transparenz Kritikern begegnen, die beim IWCB Mau- schelei wittern.
 Foto: Kai-Uwe Heinrich






















































































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