Page 92 - VBKI-Spiegel #253
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                VBKI Spiegel # 253 I Kulturell
 Messerharter Stil
auf den Spuren von George Grosz im charlottenburger Bröhan Museum
Dreimal musste er sich vor Gericht verantworten. Die Vor- würfe: Beleidigung der Reichswehr, Angriff auf die öffent- liche Moral und Gotteslästerung. George Grosz (1893–1959)
eckte an – und gilt heute als einer der bedeutenden politisch-satiri- schen Künstler der Weimarer Republik. Mit feinem Strich – „messer- harter Stil“ nennt es Grosz – stänkert er gegen den bürgerlichen Kul- turbetrieb und kritisiert die apolitische Haltung der Expressionisten.
„Grosz wirkt auf uns wie eine kalte Dusche: schockartig ernüch- ternd und ungemein belebend“ stellte der deutsche Publizist,
George Grosz ILLUSTRIERTER BRIEF AN PETER UND MARTIN, 1933, Tinte, Aquarell, Graphit auf Papier, Sammlung Juerg Judin, Berlin, © Estate of George Grosz, Princeton, N.J./VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Verleger und Autor Wieland Herzfelde bereits 1915 fest. Mehr als 100 Jahre später hatte eine große Gruppe kunstinteressier- ter VBKI-Mitglieder Gelegenheit, die Probe aufs Exempel und sich selber ein Bild zu machen. 200 Werke aus Berliner Muse- en und Privatsammlungen, dem Berliner Kunsthandel und aus dem sich in Berlin befindlichen Nachlass versammelte das Charlottenburger Bröhan Museum und präsentierte Grosz, dessen Werk ohne die Revolution 1918 und die Wirren der Weimarer Republik nicht denkbar wäre, als einen der wichtigs- ten Berliner Künstler der 20er Jahre. aSW
George Grosz BRILLANTENSCHIEBER (TATLINISCHER PLANRISS: BRILLANTEN- SCHIEBER IM CAFE KAISERHOF), 1920, Aquarell und Collage, Sammlung Karsch/ Nierendorf, © Estate of George Grosz, Princeton, N.J./VG Bild-Kunst, Bonn 2018
     

























































































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