Page 48 - VBKI-Spiegel #253
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                VBKI Spiegel # 253 I Titelthema: Erfolgreich oder beliebt?
 „die Tatsache, dass ich eine Frau bin,
hat mein unternehmerisches Leben nicht leichter gemacht.“
Aynur Boldaz ist seit 18 Jahren Geschäftsführerin der Forever Clean GmbH, die strategisch Menschen mit Behinderung in das Unterneh- men integriert. Für ihr leidenschaftliches Engagement wird sie immer wieder ausgezeichnet, zuletzt von der Edition F als eine von 25 Frauen, die die Welt verbessern.
 Aynur Boldaz
Inwieweit war Ihr Geschlecht ein Faktor im Verlauf Ihrer bisheri- gen beruflichen Karriere?
Die Tatsache, dass ich eine Frau bin, hat mein unternehme- risches Leben nicht leichter gemacht. Es ist ja bekannt, dass Frauen im Wirtschaftsleben an vielen Stellen einfach nicht ernst genommen werden und es passiert mir selbst heute, im Jahr 2018 manchmal noch, dass sich Menschen über meinen Erfolg wundern. Darüber kann ich mich auch nur wundern. Ich habe mir ein sehr wichtiges unterstützendes Netzwerk von Unter- nehmern und Unternehmerinnen aufgebaut. Das motiviert mich täglich bei meiner Arbeit.
Was würde sich verändern, wenn wir insgesamt ein ausgegliche- nes Geschlechterverhältnis in den Führungsetagen hätten?
Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in den Führungseta- gen würde das Arbeitsklima im gesamten Unternehmen positiv verändern. Nicht, weil Frauen bessere Menschen sind oder bes- ser führen können. Das halte ich für Unsinn. Das Klima ist dann
gut, wenn die Lebenswirklichkeit im Unternehmen gespiegelt wird. Ich kann das aus Erfahrung sagen, weil ich ein Unterneh- men führe, in dem die diverse Struktur meiner Mitarbeiter unser tägliches Arbeiten schöner macht.
Wo sehen Sie die Hauptursache dafür, dass Frauen in den Chef- etagen immer noch stark unterrepräsentiert sind – und wie könnte man das ändern?
Die Hauptursachen liegen in einem überholten Rollenverständ- nis und eine Quote könnte das ändern.
Welche drei Tipps geben Sie ambitionierten jungen Frauen am Beginn Ihrer Karriere mit auf den Weg?
Ich sage immer: Ihr müsst Euren Job lieben und mit Leidenschaft ausfüllen. Ich komme aus einer Branche, die oft knallharte (auch körperliche) Arbeit bedeutet. Netzwerke sind sehr wichtig, weil sie die notwendige Unterstützung liefern. Genauso wichtig ist es aber, die Dinge einfach anzupacken.
Foto: Steffen Jänicke




















































































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