Page 47 - VBKI-Spiegel #253
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                Titelthema: Erfolgreich oder beliebt? I VBKI Spiegel # 253
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  Sabine Clausecker
„Mein Wunsch, Kinder zu bekommen und gleichzeitig Karriere zu machen, hat mich zur unternehmerin werden lassen.“
Sabine Clausecker ist im Vorstand der Kommunikationagentur CB.e Clausecker|Bingel AG, einem Team von 120 Köpfen. Die Mutter von drei Kindern gründete die Agentur 1997 gemeinsam mit Eberhard Bingel. Heute arbeitet CB.e für acht Dax-Konzerne. Sabine Clausecker ist im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Public Relations (DPRG), im Vorstand der Humboldt Universitäts- gesellschaft und aktives Mitglied im Ausschuss Kreativindustrie der IHK sowie in der AG Politik und Wirtschaft des VBKI.
Inwieweit war Ihr Geschlecht ein Faktor im Verlauf Ihrer bisheri- gen beruflichen Karriere?
Mein Studium begann 1984 an der UdK mit einer Vorlesung eines berühmten Professors. Er schaute in die Runde und fragte, warum auf diesen begehrten Plätzen so viele Frauen säßen, die später doch „ohnehin nur“ Kinder bekommen würden. Bei meinem zweiten Job riet man davon ab, mir eine Führungs- aufgabe zu geben, da ich sehr wahrscheinlich bald eine Familie gründen würde. So kam es auch. Tatsächlich hat mich mein Wunsch, Kinder zu bekommen und gleichzeitig Karriere zu machen, zur Unternehmerin werden lassen. Weil dieser Weg mehr Flexibilität und weniger Konvention bedeuteten. Welch ein Glück für mich.
Was würde sich verändern, wenn wir insgesamt ein ausgegliche- nes Geschlechterverhältnis in den Führungsetagen hätten?
Es würde die Kultur verändern. Ich erlebe diversitäre Unter- nehmen und Organisationen als offener, hierachiebefreiter und pragmatischer. Gemischte Führungsteams können auf mehr Kom- petenzen und Talente zugreifen, und das führt zu mehr Krea- tivität und Innovationskraft. Das sind Assets, die im Zeitalter der „vierten industriellen Revolution“ von zentraler Bedeutung
sind. In nach wie vor männerdominierten Berufen würden junge Frauen durch weibliche Vorbilder zusätzlich motiviert, ihre Ta- lente einzubringen und erfolgreich ihren Weg zu gehen.
Wo sehen Sie die Hauptursache dafür, dass Frauen in den Chef- etagen immer noch stark unterrepräsentiert sind – und wie könnte man das ändern?
Vermutlich liegt die Ursache in überholten, tradierten Rollenbil- dern. Große Organisationen und männerdominierte Branchen zeigen hier oft ein starkes Beharrungsvermögen. Um das zu durchbrechen, braucht es eine moderne Unternehmensführung und Instrumente wie Quoten und Incentivierungen, branchen- abhängig und richtig dosiert.
Welche drei Tipps geben Sie ambitionierten jungen Frauen am Beginn Ihrer Karriere mit auf den Weg?
In ihrem Berufsfeld Ambition zur Karriere, Mut, Willenskraft, Kompetenz und Leistungsbereitschaft. Unabdingbar sind In- teresse und Verständnis für neue Technologien, heute eine und in Zukunft eine große Chance auf Karriere. Networking nicht zu vergessen. Die süßesten Früchte hängen oben am Baum. Die gilt es zu holen!





















































































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