Page 32 - VBKI-Spiegel #253
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                VBKI Spiegel # 253 I Titelthema: Erfolgreich oder beliebt?
 Drei Fragen an ...
Claudia Große-Leege
Geschäftsführerin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU)
_______________________________ Interview Sebastian Thomas
 Frau Große-Leege, tickt eine Unternehme- rin anders als ein Unternehmer?
Für Unternehmerinnen zählt der wirt- schaftliche Erfolg, die unternehmerischen Fragen stehen doch immer an erster Stel- le! Man wird bestimmt nicht allen Män- nern und Frauen gerecht, wenn man sie über einen Kamm schert. Frauen nehmen für sich häufiger einen emphatischeren Führungsstil in Anspruch, unsere Unter- nehmerinnen legen Wert auf Vielfalt im Unternehmen, engagieren sich besonders für Frauen in Führungspositionen und su- chen individuell nach flexiblen Lösungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Übrigens für Frauen wie für Männer. Wenn Sie sich Statistiken ansehen, werden Sie feststellen, dass es umso weniger frauen- geführte Unternehmen gibt, je größer die Unternehmen sind. Unter den Einzelun- ternehmen und kleinen Betrieben finden Sie dagegen umso mehr Frauen. Wir sehen hier einen Nachholbedarf: Wir brauchen mehr Wachstum bei frauengeführten klei- nen Unternehmen und wir brauchen auch
mehr Nachfolgerinnen. Der VdU hat im vergangenen Jahr das erste Mal den Next Generation Award vergeben, für den der Bundeswirtschaftsminister die Schirmherr- schaft übernommen hat.
Was sind die größten Erfolge, die sie bis- lang erzielt haben?
Wir freuen uns über stetes Wachstum und den regen Austausch im Netzwerk. Dieser Erfolg ist dem außerordentlich großen ehrenamtlichen Engagement sehr vieler Mitglieder in den Landesverbänden zu verdanken, die rund 300 Veranstaltun- gen im Jahr organisieren, Kontakte pflegen und die Interessen der Unternehmerinnen regional vertreten. Politisch haben wir in sechs Jahrzehnten gewiss auch einiges er- reicht: zum Beispiel, dass mehr Frauen in den Vollversammlungen der IHKs sind, und in Berufsverbänden Funktionen über- nehmen. Unsere Gründerinnen haben sich einen Platz im Vorstand der BDA er- kämpft, und seit einigen Jahren wirken wir beim G20-Prozess als Women20 mit.
Der große Gipfel in 2017 unter anderem mit Königin Maxima, Christine Lagarde, Ivanka Trump und natürlich unserer Bun- deskanzlerin zählt wohl zu den Höhepunk- ten in der Verbandsgeschichte. Aber auch in Gesetzgebungsinitiativen haben wir uns eingebracht, etwa bei der Quotengesetz- gebung. Wir haben als einziger Verband für eine feste Quote geworben, allerdings nur in den Aufsichtsräten. Wir waren und sind überzeugt, dass die Diskussion um dieses „Quötchen“ den Prozess wenigstens in den Aufsichtsgremien etwas beschleu- nigt hat. Auf der Ebene der Vorstände zeigt sich das ja leider noch nicht.
Wie müsste die deutsche Wirtschaft funk- tionieren, damit Sie sagen könnten: OK, wir haben’s geschafft – es braucht den VdU nicht mehr?
Das wäre dann der Fall, wenn es so viele Unternehmerinnen wie Unternehmer gibt, am besten auch in der Gruppe der ganz Großen. Immerhin sind ja unter den aktu- ellen Gründungen fast 40 Prozent Frauen,
 





















































































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