Page 89 - VBKI-Spiegel #253
P. 89

                ausschuss Wirtschaft und Ethik
Inspirationsquelle Hamburg
Mitglieder des ausschusses „Wirtschaft und Ethik“ reisen in die Hansestadt
Mitte Oktober ist eine Delegation des Ausschusses „Wirtschaft und Ethik“ nach Hamburg gereist. Ziel der Exkursion: Sich ein Bild zu machen, wie die Han-
sestadt bei der Integration von Flüchtlingen vorgeht.
Zunächst stand ein Besuch beim Social Business „Chickpeace“ auf dem Programm. Der Catering-Service aus Hamburg bietet arabische sowie afrikanische Köstlichkeiten an, die von geflüch- teten Frauen zubereitet und geliefert werden. Die Berliner zeigten sich sehr beeindruckt, wie aus einem Kochkurs für geflüchtete Frauen Schritt für Schritt ein echtes Social Business entstanden ist. Inzwischen ist „Chickpeace“ so erfolgreich, dass 2019 eine gGmbH gegründet und weiter ausgebaut werden soll. Dies führt zum ersten Mal dazu, dass es externer Finanzierung bedarf. Lei- der fällt das Projekt durch alle Raster der öffentlichen Hambur- ger Fördermöglichkeiten. Es versucht nun, Geld von nicht öffent- lichen Stellen, vor allem von Stiftungen zu bekommen.
Nächste Station: ein Besuch bei der Staatsrätin der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Petra Lotzkat. In ihrem Referat rekurrierte die Frau Lotzkat auf die vergleichsweisen günstigen Bedingungen für die Arbeitsintegration von Flüchtlin- gen in Hamburg – etwa die weniger komplexen Strukturen. So gibt es in der Hansestadt nur ein einziges Jobcenter, während es in Berlin 12 sind. „Wir haben nun drei Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit und von Anfang an in konstruktive Streitkultur investiert. So ist Vertrauen gewachsen und nun gut etabliert.“, sagte Frau Lotzkat.
Hilfreich sei auch der vom Ersten Bürgermeister geforderte Perspektivwechsel auf die Kompetenzen der Geflüchteten ge- wesen. Hamburg habe sofort alle Kompetenzen erhoben und nicht nur solche, die formal – über Berufs- oder Ausbildungsab-
Zu Besuch bei „Chickpeace“
schlüsse – nachgewiesen werden konnten. Statt auf Zertifikate habe Hamburg auf die Ressourcen der Flüchtlinge geschaut – und damit gute Erfahrungen gemacht.
Den abschließenden Programmpunkt bildete ein Gespräch mit Vertretern von W.I.R. Das Kürzel steht für „work and integration for refugees“, das Programm betreut erwerbsfähige Geflüchtete mit guter Bleibeperspektive ab 25 Jahren mit formalen und nicht formalen beruflichen Erfahrungen und Kenntnissen. Ziel ist es, sie möglichst schnell und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu in- tegrieren.
Besonderes Kennzeichen des Programms der Hamburger Integra- tionsbehörde: Es versammelt unterschiedliche Träger und Exper- ten um einen Tisch.
Fazit: Eine lehrreiche Exkursion, die Anknüpfungspunkte lieferte für einige neue Projektideen.
Dr. Elke Böckstiegel
Aus den Ausschüssen I VBKI Spiegel # 253
88/89
  


















































































   87   88   89   90   91