Welche Rolle kann nachhaltig erzeugter Wasserstoff im Energiemix der Zukunft spielen? Wie kann er zum Schutz des Klimas und zur Versorgungssicherheit in Deutschland beitragen?
Beim Unternehmertreffen in Kooperation mit der Berliner Morgenpost war Dr. Jörg Buisset, Geschäftsführer der Sustainable Hydrogen zu Gast – und warf einen eingehenden Blick auf den aktuellen Stand und die Perspektiven einer deutschen Wasserstoffwirtschaft.
Wasserstoff ist ein chemisches Element, das seit langem genutzt wird, um zum Beispiel Ammoniak herzustellen oder Erdöl zu entschwefeln. Im industriellen Maßstab wird Wasserstoff meist aus Erdgas erzeugt. Dr. Buisset will einen Schritt weiter gehen und mit nachhaltigem Wasserstoff die Schwankungen bei der Energieversorgung durch erneuerbare Energien ausgleichen. Nicht immer sei ausreichend Wind vorhanden oder die Sonnenstrahlen stark genug, um mittels Solarzellen den Energiebedarf zu decken. „Wasserstoff eignet sich ideal als Träger, um Sonnen- oder Windenergie zu speichern“, sagt der promovierte Physiker. Durch die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff könne der Träger außerdem nachhaltig und emissionsfrei produziert werden. Anders als das Stromnetz kann Wasserstoff darüber hinaus im Gasnetz oder in europaweit vorhandenen Salzkavernen gelagert werden – und wird so zum gigantischen Energiespeicher.
Auch zur Wärmewende könne Wasserstoff einen erheblichen Beitrag leisten: Rund 50 Prozent der CO2-Emissionen in Berlin entstehen im Gebäudesektor – vor allem durchs Heizen. Wasserstoff bietet nach Ansicht des Experten die Perspektive, den fossilen Brennstoff Erdgas zu substituieren – und damit eine rasche Möglichkeit, den Ausstoß an Treibhausgas rasch zu reduzieren.
Bis es aber so weit ist, muss aber noch vieles getan werden. Denn bisher gibt es keinen Wasserstoffmarkt in Deutschland. Bisher seien vor allem die Genehmigungsverfahren zu komplex, es gebe keine Regularien, Rahmenbedingungen und Gesetzgebungen. Die Bundesregierung habe das erkannt und im Koalitionsvertrag 7 Milliarden Euro veranschlagt, um den Wasserstoffmarkt aufzubauen. Auch die EU fördere Wasserstoffprojekte und Pipelinebauten. Mit seiner Firma wolle er sich Marktaufbau beteiligen, insbesondere in Berlin. Die Sustainable Hydrogen GmbH kümmere sich ähnlich einer Betreibergesellschaft unter anderem um die Produktion und Distribution von Wasserstoff. Noch können man als Unternehmer im Wasserstoffbereich nur arbeiten, wenn man wirklich von der Materie und der Idee, etwas zu verändern, überzeugt sei, einfach ein Geschäftsmodell entwickeln reiche nicht. Aber er blicke positiv in die Zukunft: „Was wir in der kurzen Zeit schon auf die Beine gestellt haben, dass die Senatsverwaltung unser Konzept nutzt, um Wasserstoff-Region zu werden, erfüllt mich. Wir haben in der Stadt schon etwas bewegt!“