„Bitte nicht an den Randzeiten rütteln!“

Business Breakfast: BER-Technikchef Amann über die Zukunft des Flughafenprojekts

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Foto: Businessfotografie Inga Haar

Nachtflüge und Entrauchung, Startbahn Nord und Tegel-Ertüchtigung, Kapazitätsgrenzen und Planfeststellung – es war eine Art thematischer Rundumschlag, den Horst Amman im Rahmen des VBKI Business Breakfast am 27. Februar bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte unternahm. Die wichtigste Botschaft des BER-Technikchefs: Das Projekt werde zum Start topfit sein. „Im 3. Quartal kann ich sagen, wann der Flughafen in Betrieb geht.“ Bis dahin stehe weiterhin die Bestandsaufnahme im Vordergrund.

In der durch eine Äußerung des amtierenden Aufsichtsratschefs Matthias Platzeck losgetretenen Nachtflugdebatte verwies Amann auf die derzeitige Beschlusslage. „In der Planfeststellung werden die Randzeiten genau geregelt.“ Wer eine Änderung wolle, müsse den Beschluss ändern – dies sei zwar theoretisch möglich, in der Praxis aber nur schwer zu bewerkstelligen. Unabhängig von der derzeit klaren Beschlusslage vertrat der Technikchef eine klare Meinung: „Ich gehe nicht davon aus, dass die Nachtpausen länger werden. Wir finden, eine Änderung wäre auch nicht in Ordnung.“ An die Politik appellierte er: „Bitte nicht an den Randzeiten rütteln.“

Planung kommt vor dem Bau

Amann zufolge besteht seine wichtigste Aufgabe weiterhin darin, sich ein Bild der Lage zu verschaffen.  „Es ist an der Zeit, dass die Planung wieder vor dem Bau kommt.“ Klar sei: „Das Projekt ist havariert, jetzt werden schonungslos die Decken aufgemacht. Wir brauchen eine klare Bestandsaufnahme.“ Bis spätestens Juli sei dieser Prozess abgeschlossen, anschließend würden die eigentlichen Arbeiten wieder aufgenommen und ein neuerlicher Eröffnungstermin genannt.

Derzeit holt der BER-Technikchef dezidierte Prognosen zur Frage ein, wie sich die Passagierzahlen am Standort Berlin entwickeln werden. „Wo geht die Reise hin? Wird Berlin ein wichtiges Drehkreuz – oder steht der lokale Verkehr im Vordergrund?“ Derzeit gebe es Anzeichen für eine Stagnation der Fluggastzahlen bei rund 25 Millionen pro Jahr. Genug, um schon bei Inbetriebnahme an die Kapazitätsgrenzen zu kommen. Deshalb plädiert Amann für eine Erweiterung schon vor dem offiziellen Start: „Wenn dies möglich ist, dann ist es aus meiner Sicht auch geboten, es zu tun.“

Im Vordergrund seiner Überlegungen steht dabei die Sanierung der Startbahn Nord.  „Entscheidend ist dabei, ob sich die Sanierung bei laufendem Betrieb realisieren und mit den Kunden – den Airlines – vereinbaren lässt.“

20 Millionen für Tegel

Bis BER an den Start geht, trägt Tegel die Hauptlast des wachsenden Flugaufkommens in Berlin. Insofern spielte auch die Frage der Ertüchtigung des „alten“ Flughafens eine wichtige Rolle bei seinem Besuch im VBKI. Laut Amann ist eine Sanierung notwendig, allerdings nicht aus Sicherheitsgründen, sondern vor allem, um den Komfort und reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. „Es geht um Fragen wie Klimatechnik, Monitore, die sanitären Bereiche“. Darüber hinaus werde geprüft, ob ein weiteres Übergangsterminal gebaut wird – „das ist nach jetzigem Stand allerdings unwahrscheinlich“. Das Investitionsvolumen für Tegel werde nach seinen Berechnungen bei knapp 20 Millionen Euro liegen.

Nach Horst Amanns VBKI Besuch ist der Kreis der Kandidaten für den Geschäftsführungsvorsitz der Flughafengesellschaft um einen Kandidaten reicher. In seinem Wortbeitrag paraphrasierte Architekt Andreas Becher Franz Müntefering, wonach der BER-Geschäftsführungsvorsitz doch das schönste Amt nach Papst sei. „Da gibt es doch gerade einen freien Kandidaten.“ Amann parierte: „Benedikt wird es nicht, so viel steht fest.“