"Forschung auch für Menschen am Rande der Gesellschaft"

Der VBKI zur Visite im St. Hedwig Krankenhaus

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Foto: VBKI

Medizinische Professionalität erlebten VBKI-Mitglieder bei einem Besuch im St. Hedwig-Krankenhaus. Dabei durften sie einen Blick in den Bereich der Psychiatrie werfen, in dem das Krankenhaus im Herzen Berlins vor besondere Herausforderungen gestellt ist.

Der Chefarzt der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus, Prof. Dr. Felix Bermpohl, stellte dar, dass die Abteilung mit Tiergarten, Moabit und Wedding Brennpunktbezirke versorgt, in denen fast jeder Vierte von Arbeitslosengeld II lebt und mehr als die Hälfte der Menschen einen Migrationshintergrund haben. „30 Prozent der Patientinnen und Patienten, die psychiatrisch behandelt werden, sind wohnungslos. "Wir betreiben hier Klinik und Forschung auch für Menschen am Rande der Gesellschaft“, so Bermpohl.
 
In der Tagesklinik und Ambulanz für Doppeldiagnosen informierte Pflegekraft Sabine Pahl: „Hier werden Menschen behandelt, die unter einer psychiatrischen Erkrankung leiden und zusätzlich eine Suchterkrankung haben“. Sie stellte den sympathischen Therapiehund Denzel vor, der Stimmungen labiler Patientinnen und Patienten erspüren kann.
 
Im Offenen Atelier erfuhr die Gruppe von der künstlerischen Leiterin, Elisa Canducci, wie durch therapeutisch angeleitetes Malen Menschen mit Psychiatrieerfahrung ihrer seelischen Erkrankung etwas Positives entgegensetzen.
 
Stationspsychologin Dr. Sandra Just sowie Assistenzarzt Dr. Ivan Nenchev stellten ihr spendenfinanziertes Projekt vor, bei dem sie in der Pandemie digitale Methoden erprobten, um Einsamkeit zu lindern und die Verschlimmerung psychiatrischer Erkrankungen zu verhindern. Beeindruckend fanden die VBKI-Mitglieder auch die Expertise von Prof. Dr. Meryam Schouler-Ocak, die sich als Leitende Oberärztin der Psychiatrischen Institutsambulanz darauf spezialisiert hat, Menschen aus anderen Kulturkreisen insbesondere bezogen auf Ihre Ethnie zu behandeln.
 
Im Bereich der somatischen Behandlungsangebote stellte der Ärztliche Direktor und Chefarzt Prof. Ralf Tunn die Klinik für Urogynäkologie mit dem Deutschen Beckenbodenzentrum vor. In dem weit über Berlin hinaus renommierten Zentrum werden Senkungsbeschwerden und Inkontinenzen, die häufig nach Geburten bzw. in der Postmenopause auftreten, kompetent und interdisziplinär behandelt. In der Urologie präsentierte der leitende Oberarzt Dr. Felix Hillig auf anschauliche Weise , wie ein modernes Gerät zur Zertrümmerung von Nieren- und Gallensteinen eingesetzt wird.
 
Bei einem anschließenden kleinen Imbiss im Kesselhaus konnten die Gäste ihre Eindrücke mit den Mitwirkenden des Krankenhauses vertiefen. Michael Knoll, Leiter für politische Grundsatzfragen im VBKI: „Es war schön, zu spüren mit welcher Freude und Begeisterung die Ärztinnen und Ärzte und alle anderen Mitarbeitenden im St. Hedwig-Krankenhaus ihren Beruf ausüben. Die vielen Rückfragen unserer Mitglieder zeigen uns, dass bei der Krankenhaus-Führung auch Enttabuisierung geleistet wurde“.