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22.11.22

Das Wissen der Welt versammeln

Das Wissen der Welt versammeln

Die Zukunft des Journalismus – und wie der Tagesspiegel sie gewinnen will

Im Gespräch mit einem Praktiker der Zukunft – Lorenz Maroldt vom Tagesspiegel – und einem Theoretiker – dem Medienforscher Prof. Russ-Mohl – haben wir einen Blick in die Zukunft des Journalismus geworfen.

Den Hintergrund der von Ute Weiland – der designierten VBKI-Geschäftsführerin – moderierten Veranstaltung bildet ein ambitioniertes Projekt, mit dem der Tagesspiegel auf aktuelle Herausforderungen reagiert und neue Zielgruppen erschließen will. Sichtbare Veränderung wird ein Relaunch der Printzeitung am 29. November 2022 sein. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich sind Ressorts und Redaktionen komplett neu aufgesetzt worden, mit den Worten des Tagesspiegel-Chefredakteurs: „Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben.“

 Das Berliner Medienhaus reagiert mit diesem Schritt auf die starken Veränderungen in der Medienwelt der vergangenen Jahre. Der digitale Wandel, sich verändernde Erwartungshaltungen, auch ein Vertrauensverlust in die „vierte Gewalt“ kennzeichnen laut dem Medienforscher Prof. Russ-Mohls das Spielfeld, auf dem Journalisten heute agieren. In der Vergangenheit seien zudem Weichen falsch gestellt worden, insbesondere das breite Publikum habe sich daran gewöhnt, gratis mit journalistischen Informationen beliefert zu werden. Den Geist wieder zurück in die Flasche zu bringen, sei für alle Medienhäuser extrem schwierig.

 Lorenz Maroldt erläuterte, an welchen Ansprüchen sich das journalistische Angebot des Tagesspiegel künftig messen lassen werde. Die Leserinnen und Leser wollten keine Meinung vorgesetzt bekommen, sondern in die Lage versetzt werden, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Man werde daher

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ein Zuverlässigkeitsversprechen abgeben. Viele Redaktionen seien in ihrer Berichterstattung heute vom Zufall abhängig

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sich in der eigenen Berichterstattung vom Großereignisfokus lösen. Anstatt von Großereignis zu Großereignis zu tingeln, werde man den Blick vor allem auch auf die Themen richten, die jenseits des allgemeinen Fokus liegen

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in der journalistischen Herangehensweise analytischer werden, auch um das Zeitbudget der Leser zu schonen. Weniger klassische Reportage, mehr Hintergrundbericht

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sich in der eigenen Berichterstattung vom Großereignisfokus lösen. Anstatt von Großereignis zu Großereignis zu tingeln, werde man den Blick vor allem auch auf die Themen richten, die jenseits des allgemeinen Fokus liegen

Insbesondere will der Tagesspiegel seinen Lesern Zugang zu Expertenwissen verschaffen. Dazu ist in den vergangenen Jahren eine umfassende Datenbank mit Expertinnen und Experten aus aller Welt aufgebaut worden, die künftig wesentlich dazu beitragen sollen, das Weltgeschehen fundiert einzuordnen. „Wir werden das Wissen der Welt im Tagesspiegel versammeln“, sagte Maroldt. Ausgespielt werde dieses Wissen sowohl auf der großen Bühne der Tageszeitung, vor allem aber auch als Fachinformationen für spezifische Zielgruppen – beispielsweise mithilfe des B-2-B-Newsletters „Background“.

 Auch in der Priorisierung der Themen werde es künftig Verschiebungen geben. Insbesondere die Wirtschaftsberichterstattung werde deutlich mehr Raum erhalten, sowohl mit Blick auf die nationale Bühne, aber vor allem auch mit Blick auf die Berliner Wirtschaft. „Wir gehen sehr gezielt auf die Berliner Unternehmen zu und erzählen deren Geschichten“, sagte Lorenz Maroldt.

 In der anschließenden Fragerunde löcherten das Publikum – rund 70 Mitglieder nahmen in Präsenz an der Veranstaltung teil, weitere 40 waren online zugeschaltet – das Panel mit Fragen, etwa zum Thema Gendern. „Wir werden gendergerechte Sprache künftig weniger offensiv einsetzen“, sagte Lorenz Maroldt. Auch wenn Sprache sich ständig fortentwickele, sei er dagegen, anderen Menschen mit Gewalt eine andere Sprache überzustülpen. Auch die Frage der Nachwuchsrekrutierung war ein Thema. Um als Journalist Erfolg zu haben – das sei früher nicht anders gewesen als heute – müsse man vor allem eine Eigenschaft mitbringen: Leidenschaft. 

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