Wirtschaft braucht gesellschaftliche Akzeptanz. Als Brückenbauer beschäftigt sich der VBKI mit zentralen Fragen zu Wertvorstellungen in der Ökonomie. Der Arbeitskreis Wirtschaft und Ethik hat dazu Leitsätze formuliert.
Präambel
Exzesse in der Finanzbranche und Verfehlungen einzelner Spitzenmanager haben das Vertrauen in die Soziale Marktwirtschaft und in deren Führungskräfte spürbar beeinträchtigt. Gerade eine solche Vertrauenskrise bietet die Chance, sich der Bedeutung und Aufgabe der Wirtschaft in unserer freien demokratischen Gesellschaft wieder bewusst zu werden. Langfristig erfolgreiche Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, versorgen die Gesellschaft mit Gütern und Dienstleistungen, zahlen Steuern für Gemeinschaftsaufgaben und stützen durch vielfältiges freiwilliges Engagement den sozialen Sektor. So bildet ehrbares Wirtschaftshandeln, das das Streben nach Erfolg und Gewinn durchaus einschließt, die Grundlage für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.
Zum Selbstverständnis des VBKI gehört seit seiner Gründung ein bürgerschaftliches Engagement des Verbandes und seiner Mitglieder. Daher befasst sich der VBKI seit langem schon mit Fragen der Wirtschaftsethik. Zur Übersetzung zeitlos gültiger moralischer Normen in die Realität und in die Sprache des heutigen Wirtschaftslebens hat der VBKI "Leitsätze ehrbaren Wirtschaftshandelns" formuliert. Durch die klare Formulierung solcher Leitsätze möchte der VBKI seinen Mitgliedern die Auseinandersetzung mit ethischen Herausforderungen im täglichen Spannungsfeld verschiedener Interessen erleichtern. Die Leitsätze sollen letztlich allen am Wirtschaftsleben Beteiligten wirtschaftsethische Orientierung geben.
Der VBKI fordert die Führungskräfte auf, sich ihrer verantwortungsvollen Rolle bewusst zu werden. Er sendet der Öffentlichkeit das Signal, ehrbarem Wirtschaftshandeln die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken, damit die wirtschaftliche Grundlage der gesamten Gesellschaft langfristig gesichert werden kann.
Langfristige Erfolgsorientierung leitet verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln. Ökonomische, soziale und ökologische Folgen für die heutige und die zukünftigen Generationen werden dabei berücksichtigt.
Neben Fachkompetenz sind vor allem persönliche Integrität und Glaubwürdigkeit unerlässlich, um langfristig Vertrauen aufzubauen. Dieses Vertrauen wird auch dadurch gestärkt, dass Entscheidungen mit großer Tragweite auf Grundlage eines transparenten Entscheidungsprozesses nachvollziehbar getroffen werden; das gilt beispielsweise für die Vergütung der Spitzenmanager.
Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sind die Grundlage für ein langfristig erfolgreiches Unternehmen. Verantwortungsvolle Mitarbeiterführung fördert Talente, Leistungsfähigkeit, Kreativität und Eigenverantwortung. Entscheidungen werden ehrlich, nachvollziehbar und rechtzeitig übermittelt. Dazu gehört auch eine angemessene Entlohnung. Negative Folgen für einzelne Mitarbeiter werden mit Taktgefühl behandelt und im Härtefall mit zur Verfügung stehenden Mitteln sozial abgefedert. Die Benachteiligung einzelner Gruppen wird vermieden, denn sie behindert die Entfaltung von wertvollen Potenzialen und gefährdet den Zusammenhalt der Belegschaft. Dies gilt insbesondere für internationale Aktivitäten in Ländern mit niedrigeren Standards.
Erfolgreiche Beziehungen zu Kunden und Lieferanten beruhen darauf, dass gegebene Versprechen insbesondere hinsichtlich des Stands der Technik und Sicherheit sowie Qualität, Lieferzeit und des Zahlungszieles eingehalten werden. Jedem Geschäftspartner auf Augenhöhe zu begegnen und keine Art von Korruption zu unterstützen, zeichnet verantwortungsvolles Geschäftsgebaren aus. Lieferanten oder Kunden, die Zwangsarbeit, Kinderarbeit und andere Formen der Ausbeutung praktizieren, werden nicht toleriert.
Das angestellte Management ist als Verwalter verantwortlich für das im Unternehmen gebundene Vermögen der Eigentümer, übernimmt keine unangemessenen Geschäftsrisiken und informiert sie wahrheitsgemäß, zeitnah und vollständig über den Geschäftsgang. Darüber hinaus strebt es eine angemessene Verzinsung des Kapitals seiner Investoren an.
Die Marktwirtschaft ist gekennzeichnet durch die Existenz von Konkurrenz und mitunter hartem Leistungswettbewerb. Dabei sind die Regeln eines fairen Wettbewerbs, der sich auch durch den Respekt gegenüber dem Wettbewerber auszeichnet, einzuhalten.
Unternehmen sind ein integraler Bestandteil der Zivilgesellschaft. Sie leben von Voraussetzungen, die sie selbst nicht geschaffen haben. Gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, ist ein Zeichen bürgerschaftlicher Verankerung. Freiwilliges gesellschaftliches Engagement hilft dem Unternehmensumfeld und stärkt die Reputation und das Vertrauen in das freie und verantwortungsvolle Unternehmertum.
Unternehmerische Entscheidungen, die über den alltäglichen gesellschaftlichen Einfluss hinausreichen, begründen ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit nach Information, dem offen und transparent entsprochen werden sollte.
Über das unternehmerische Handeln hinaus stabilisiert das öffentliche Eintreten für die Soziale Marktwirtschaft und die freiheitlich demokratische Grundordnung die gesamte Gesellschaft. Dieser Zweiklang schützt die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt und wahrt den sozialen Frieden nachhaltig.
Die natürlichen Ressourcen des Planeten bilden das wirtschaftliche Fundament jeder Gesellschaft. Es gilt die natürlichen Rohstoffe auf möglichst nachhaltige Weise zu nutzen, entstehende Emissionen so gering wie möglich zu halten und in umweltfreundliche Technologien zu investieren, um die Schöpfung und die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit verantwortungsvoll zu bewahren.