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Öffentliche Auftragsvergabe - ein Bürokratiemonster?

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Foto: Businessfotografie Inga Haar

Öffentliche Bauvorhaben meiden viele Unternehmen der Bauwirtschaft wie der Teufel das Weihwasser. Was macht die Beteiligung an öffentlichen Bauvorhaben so schwierig?

Darüber diskutierten am 21. August im VBKI Dr. Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg und Thomas Frisch, Geschäftsführer des Berliner Tiefbauunternehmens Frisch & Faust.

Nur noch rund 57 Prozent der Berliner Bauunternehmen beteiligen sich an öffentlichen Vergabeverfahren. Dabei betont die Moderatorin Dr. Rut Herten-Koch, Expertin im Vergaberecht von der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft, das Vergabeverfahren oft Vergabeverhinderungsverfahren sind. Novellen des Vergaberechts haben die Gesamtgemengelage nicht entbürokratisiert, sondern vielmehr noch komplexer gemacht.

Herr Frisch betont Hintergründe im Vergabeverfahren, die nachdenklich stimmen. So spielt das eigene Ausbildungsengagement des Betriebes in der Vergabepraxis keine Rolle, wobei doch genau das die zentrale Herausforderung der Zukunft sei - geeignete Mitarbeiter zu finden und zu binden. Darüber hinaus ist die Planung komplexer Bauvorhaben durch die öffentliche Hand unbefriedigend. Die Mitarbeiter in den Vergabestellen sollten besser unterstützt werden, um einen guten Job machen zu können - dafür bedarf es Weiterbildung.

Auch Frau Dr. Schreiner betont, wie wichtig im Vergabeverfahren die Kompetenz der ausschreibenden Mitarbeiter ist. Die Lose dürfen nicht zu klein, aber auch nicht zu groß konzipiert sein. Außerdem gebe es nach ihrer Einschätzung zu viele Vergabestellen in Berlin - da bleibt die Kontrolle und Effizienz bei der Vergabepraxis auf der Strecke. Und beide, Hr. Frisch und Fr. Schreiner sind sich einig, das nach ihren Erfahrungen noch nie ein Angebot angenommen wurde, das nicht das Günstigste war.

Unterm Strich bleibt viel zu tun. Z.B. mehr Partnerschaft zwischen Unternehmen und Senat bei der öffentlichen Auftragsvergabe und ein regelmäßiger Fachaustausch untereinander. Denn die aktuelle Wohnungsnot in Berlin bietet für die Bauwirtschaft eine Chance, die es zu ergreifen gilt.