Wie smart ist Berlin?

VBKI legt Zahlen zum Smart City-Standort vor

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Foto: jesussanz - Fotolia.com

Das Querschnittsthema „Smart City“ gilt für den Standort Berlin als eines der großen Zukunftsversprechen. Zu Recht? Der VBKI hat die Probe aufs Exempel gemacht und mithilfe einer Befragung von Berliner Unternehmen überprüft, wo die Stadt auf dem Weg zur Smart-City-Metropole heute steht.


Das Ergebnis: Die Berliner Wirtschaft steht dem Thema Smart City überwiegend positiv gegenüber. Eine Befragung unter mehr als 110 Anbietern von Smart City-Produkten oder -Dienstleistungen ergab, dass 45 Prozent das Berliner Potenzial als stark, zwölf Prozent sogar als sehr stark bewerten. Auch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Smart City-Standort wird von einer Mehrheit hoch eingeschätzt: Nur weniger als ein Fünftel hält die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands für gering.

Allerdings: Während der Blick in die Zukunft von Optimismus erfüllt ist, scheint es im Hier und Jetzt noch zu haken: Auf die Frage „Wie schätzen Sie den aktuellen Status Berlins als Smart City ein? (Im direkten Vergleich zu anderen Metropolen)“ vergaben 51 Prozent der Befragten die Schulnote 4 und schlechter. Besonders die Start-ups sind mit dem Status quo unzufrieden 31 Prozent urteilten „mangelhaft“, 23 Prozent vergaben die Note 4. Als vorbildliche Städte wurden Kopenhagen, Wien und Amsterdam genannt.

Dieses ausbaufähige Ergebnis mag auch auf Unzufriedenheit mit der Politik zurückzuführen sein. Denn nach Meinung der Befragten fehlt es rund um die Smart City Berlin an unterstützenden Maßnahmen durch den Berliner Senat. Die Hälfte der Studienteilnehmer benotete die Senatshilfe mit „ausreichend“ oder schlechter. Die Unternehmen wünschen sich vor allem „Bessere politische Rahmenbedingungen“ (27 Prozent) und „Bessere Infrastruktur“ (23 Prozent) wie Smart Grids oder Smart Mobility. Auch eine bessere Ausstattung mit Breitband-Internet steht hoch im Kurs (20 Prozent). Darüber hinaus wünschten sich die befragten Unternehmen eine stärkere Einbindung der Nutzer und Bürger, Unterstützung von Hochschulen und eine Verbesserung der Qualität von Behörden und deren Leitung.

"Abwarten reicht nicht"

VBKI-Präsident Markus Voigt: „Die VBKI-Studie zeigt: Das Thema Smart City ist zu Recht eines der großen Zukunftsversprechen am Hauptstadtstandort. Allerdings wird sich Berlin nicht von selbst in eine führende Smart City verwandeln. Um die Wertschöpfungspotenziale zu heben, bedarf es erheblicher Anstrengungen aller beteiligten Akteure. Abwarten reicht nicht, der Prozess muss aktiv begleitet werden.“

Trotz allem blicken die Hauptstadt-Unternehmen optimistisch in die Zukunft. 72 Prozent glauben, dass sich der Markt für Smart City-Produkte in den kommenden fünf Jahren positiv entwickeln wird. Besonders im Bereich eMobility aber auch in den Bereichen Energy, Smart Home und Smart Grid sehen die Befragten große Potenziale. Und auch Berlin steht den Teilnehmern der Befragung zufolge eine smarte Zukunft bevor. Mehr als die Hälfte schätzt das Potenzial der Hauptstadt stark und sehr stark ein. Besonders Start-ups (82 Prozent) und Energieunternehmen (74 Prozent) schätzen die Möglichkeiten überdurchschnittlich hoch ein.

Und das, obwohl die große Mehrheit der Unternehmen davon ausgeht, das die Berliner mit dem Begriff Smart City nichts oder nur wenig anfangen können. Lediglich drei Prozent der Befragten ist der Meinung, dass das Thema Smart City im Großen und Ganzen von der Bevölkerung verstanden wird. Die Smart City-Profis glauben, dass die Berliner das Thema ganz überwiegend als „Themenkomplex mit dem Schwerpunkt Digitalisierung“ wahrnehmen. Knapp zwei Drittel (62 Prozent) sind auch der Meinung, dass die Wirtschaft mit dem Begriff Smart City ein „Allgemeines Marketingschlagwort“ verbindet.

Die Zeichen stehen auf Wachstum

Diese skeptische Sicht schmälert aber nicht das prognostizierte Wachstum: Mehr als 40 Prozent der Befragten rechnen in den nächsten fünf Jahren mit Wachstumsraten von über 25 Prozent. Jedes zehnte Unternehmen geht sogar von mehr als einer Verdopplung der Angebote aus. Besonders die Start-ups rechnen mit hohen Wachstumsraten für Ihre Smart City-Angebote: 31 Prozent gehen von mehr als einer Verdopplung aus. Demgegenüber stehen die etablierten Unternehmen. Nur fünf Prozent der Befragten sehen dort die Wachstumsrate im Smart City-Angebot über 100 Prozent.

Die Studie „Smart City Berlin – Potenziale für Anbieter von Produkten und Dienstleistungen“ ist unter Federführung des Arbeitskreises Intelligente Infrastruktur im VBKI entstanden. Dessen Leiter Gabor Beyer: „Der Arbeitskreis Intelligente Infrastruktur befasst sich bereits seit einigen Jahren mit der Entwicklung der Hauptstadtregion hin zu einer Smart City. Und wir stellen fest: Das Thema Smart City steht zwar ganz oben auf der Berliner Zukunftsagenda. Allerdings agieren die Stakeholder bislang auf Basis von Annahmen. Mit unserer Untersuchung generieren wir erstmals belastbare Zahlen für Berlin – und wollen so helfen, den Diskurs auf eine solidere Grundlage zu stellen, auch für künftige Weichenstellungen.“

Der VBKI hat deshalb mehr als 110 Anbieter von Smart-City-Produkten oder -Dienstleistungen befragt. Für eine zweite Untersuchung will der VBKI als nächstes die Nutzer – die Berliner – zum Thema Smart City befragen. „Im Anschluss an die zweite Untersuchung werden wir die Ergebnisse der beiden Studien zusammenfassen. Die Erkenntnis aus beiden Studien soll zeigen, ob es für Smart City in Berlin überhaupt einen Markt gibt. Und wenn ja, welche Anforderungen und Bedürfnisse Nutzer an die Anbieter von Smart-City-Produkten stellen“, so Beyer.

Durchgeführt wurde die Untersuchung durch die BTO Management Consulting AG, wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Thomas Thiessen, BSP Business School Berlin.

Den vollständigen Untersuchungsbericht finden Sie hier >>

Die Pressemitteilung finden Sie hier >>