Kiez, Kies oder beides?

VBKI diskutiert über Investitionsstandort Friedrichshain

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Foto: Businessfotografie Inga Haar

Das Friedrichshainer Spreeufer boomt: Entwickelt sich der Standort zum Szenekiez, verdrängt das Kapital die Kreativen? Darüber diskutierten in der O2-World Vertreter aus Politik und Wirtschaft.

Den Anfang machte die O2 World, inzwischen zeigen auch Mercedes-Benz und Zalando am Friedrichshainer Spreeufer Flagge beziehungsweise Stern: Die Lage am Fluß gehört inzwischen zu den beliebtesten in Berlin, zwischen 2006 und 2013 ist allein die Zahl der Gewerbe um 30 Prozent gewachsen. Auch die Touristen kommen in Scharen, ihre Zahl hat sich im selben Zeitraum mehr als verdreifacht. Verdrängt der Kommerz die Kultur? Darüber diskutierten in der O2 World Dr. Peter Beckers, Wirtschaftsstadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg, und Christian Berger, Geschäftsführer STRAUSS & CO. Development GmbH. Die Moderation übernahm Jörg Lammersen, Niederlassungsleiter Nord der TLG Immobilien GmbH und Leiter des Arbeitskreises Immobilien im VBKI.

Nach der Begrüßung durch Hausherrn und Gastgeber Michael Hapka, GF Anschutz Entertainment Group, und VBKI-Geschäftsführer Udo Marin ging es in medias res. Die beiden Diskutanten waren sich einig darin, dass neben der Innenstadtlage das Kulturangebot und das Nachtleben – es gibt rund 30 Clubs im unmittelbaren Umfeld – sowie die Internationalität zu den herausragenden Merkmalen des Standortes gehören. Aus Investorensicht ebenfalls ein wichtiges Argument: Die gute Anbindung einerseits an den künftigen Flughafen, andererseits über die Müllerstraße nach Mitte. Es mag ein wenig in der Natur der Sache beziehungsweise an den Rollen der Diskutanten gelegen haben, dass die Rolle der Verwaltung eine weniger einheitliche Beurteilung fand. Wo der Stadtrat zumindest einen Teil der Erklärung für den Erfolg des Standorts zu erkennen meinte, sah der Investor vor allem eines: Luft nach oben. Immerhin attestierte Christian Berger seinem Gesprächspartner. „Die Ämter hier sind kompetenter als in Mitte.“

Und was bringt die Zukunft? Die Erfolgsstory des Standortes wird weitergehen, ist sich Dr. Beckers sicher, und zwar mit allen Vor- und Nachteilen. Zu letzteren zählt der Politiker neben dem „Ballermann-Tourismus“ vor allem die Verdrängungseffekte durch schnell steigende Preise. „Es fällt uns immer schwerer, die Kreativen hier zu halten“. Eine Entwicklung wie im Prenzlauer Berg – Stichwort Nobelkiez – befürchtet der SPD-Mann aber nicht. Auch der Investor will sich dafür einsetzen, dass die „Berliner Mischung“ als Alleinstellungsmerkmal und Verkaufsargument erhalten bleibt. An Monokulturen oder Schlafstädten könne niemand Interesse haben. Allerdings seien Investoren nicht dazu in der Lage, „alle sozialen Aufgaben zu übernehmen“. Das sei der Job der Politik, „dafür zahlen wir alle Steuern“, so Christian Berger.

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