"Es wird nicht billiger"

Bundesgesundheitsminister Bahr beim VBKI Business Breakfast

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Foto: Businessfotografie Inga Haar

Wenn ein Liberaler eine Lanze für das Prinzip der Eigenverantwortung bricht, bleibt der Überraschungseffekt in der Regel aus. Auch Daniel Bahr schlüpft in die Rolle des Schusters, der bei seinen Leisten bleibt, als er beim Business Breakfast am 12. März die beste Medizin für die Finanzierung des Gesundheitswesens in der Entkopplung von lohnabhängigen Beiträgen sieht. „Wir legen zu wenig Wert auf das Leistungsprinzip“, sagte der Bundesgesundheitsminister vor rund 80 VBKI-Mitgliedern. Solidarität und Eigenverantwortung seien kein Gegensatz.

Nach der Begrüßung durch VBKI-Markus Voigt holte der 37-Jährige zum Rundumschlag in Sachen Gesundheit aus. Zwei Megatrends dominieren aus seiner Sicht die gesundheitspolitische Debatte. Zum einen die unter den Bedingungen des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts zwangläufig steigenden Gesundheitskosten. Und zum anderen der sich verstärkende Fachkräftemangel.

„Wir brauchen mehr Wettbewerb“

Den Kostenanstieg will der FDP-Politiker mit festgeschriebenen Beitragssätzen kombiniert mit einer Prämienregelung in den Griff bekommen. „Wenn wir unser umfangreiches Leistungspaket in Sachen Gesundheit erhalten wollen, müssen wir uns auf Kostensteigerungen einstellen“, sagte Bahr. Und: „Wir brauchen mehr Wettbewerb, der dafür sorgt, dass begrenzte Ressourcen effizient eingesetzt werden.“

Beim Thema Fachkräftemangel fordert Bahr einen differenzieren Debattenansatz. In den seltensten Fällen würden Kostensteigerungen im Gesundheitswesen auch als Treiber eines immer mehr an Bedeutung gewinnenden Wirtschaftszweiges interpretiert: „Der Sektor erwirtschaftet heute schon rund 10 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes“, sagte Bahr. Darüber hinaus gebe die Gesundheitswirtschaft vielen Menschen Arbeit – geringqualifizierten genauso wie hochqualifizierten. 

Führungsrolle im Pharmabereich verloren

Der sechste Kondratieffzyklus, so der studierte Volkswirt, werde von der Gesundheitswirtschaft getragen. Kondratieffzyklen bezeichnen die langen Wellen in der Konjunktur. In der Medizintechnik habe Deutschland – auch dank Berliner Unternehmen – weltweit eine Führungsposition inne. In der Pharmaindustrie hingegen sei diese Rolle durch eine Kombination aus politischen und unternehmerischen Fehlentscheidungen verloren gegangen.

Bilder der Veranstaltung finden Sie hier.