Afrika: Über die lebendige Gründerszene auf dem Kontinent der Chancen

Ein Foreign Policy Lunch mit Heike Thiele, Martin Biesel und Überraschungsgast Femi Aiki

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Foto: VBKI

Heike Thiele (Beauftragte der Bundesregierung für Krisenprävention & Stabilisierung), Martin Biesel (Vorstand Westerwelle Stiftung) & Femi Aiki (Gründer Foodlocker) diskutierten mit Kirsten Giering (stv. Vorsitzende des VBKI-Ausschusses Internationale Politik und Wirtschaft & CEO Sinica Consulting) wie sie sich für ein innovatives Afrika einsetzen.

Was genau ist Afrika? Vor allem eine große Bandbreite an Geografie, Politik und Wirtschaft, so Heike Thiele. Auf dem Kontinent der Chancen leben heute 17-18% der Weltbevölkerung, ca. 1.5 Mrd. Menschen. Afrika beherbergt 22% der weltweiten Landfläche und ist vor allem durch eine Vielfalt an Rohstoffvorkommen sowie eine starke Abhängigkeit vom landwirtschaftlichen Sektor geprägt. Gleichzeitig befinden sich in Afrika auch die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt – die Wirtschaft von 240 Millionen Ruandern wächst beispielsweise jedes Jahr um 9%.
 
Viele afrikanische Staaten verfügen über eine gute demokratischen Verfasstheit – ein guter Nährboden für den kleinen und mittleren Unternehmensbereich sowie eine lebendige, kreative Digitalwirtschaft die mancherorts die Europäische Union um Längen überholt hat.
 
Darauf setzt die Westerwelle Stiftung, vertreten durch Martin Biesel: Im Jahr 2013 von Ex-Außenminister und Vizekanzler Guido Westerwelle und Ralph Dommermuth gegründet, fördert sie junge afrikanische Gründer und hat sich zum Ziel gesetzt, das deutsche Konzept des Mittelstands zu exportieren (Beispiel: Start-up Häuser in Tunis und Kigali, Netzwerke und Mentoren-Programme). Die Förderung von Unternehmertum soll langfristig nicht nur die afrikanische Mittelschicht stärken, sondern demokratische Stabilität garantieren.
 
Live aus Kigali berichtete Femi Aiki, Gründer des Unternehmens „Foodlocker“, über die Zusammenarbeit mit der Stiftung. Foodlocker arbeitet daran, die supply chain der Lebensmittelindustrie zu vereinfachen und Landwirten den Zugang zu Rohmaterial, Finanzierung und auch wissenschaftlichen Erkenntnissen zu ermöglichen. So sollen mehr Effizienz und Wertschöpfungstiefe erreicht werden, verspricht Aiki sich. „Demokratie kann nur in Gesellschaften gedeihen, die einen gewissen wirtschaftlichen Wohlstand sichern können“, so der Jungunternehmer.
 
Um dieses Potential vollends auszuschöpfen, gibt es auch systemische Herausforderungen zu überwinden. Unzufriedenheit durch intransparente Machtverhältnisse, eine hohe Arbeitslosigkeit und die Unzufriedenheit der Jugend sieht Heike Thiele als größte Risikofaktoren. Insbesondere in der Sahel-Region nutzen Terrorgruppen die schwache Staatlichkeit aus und untergraben damit wichtige wirtschaftliche Potentiale. Auch der Wettstreit der Großmächte auf dem afrikanischen Kontinent anhand der Corona-Pandemie hinterlässt Spuren. China und Russland waren sehr schnell in der Lieferung von Masken, während Europa noch versuchte den eigenen Bedarf zu decken. Viele afrikanischen Staaten stellten sich die Frage, welches politische System eigentlich am attraktivsten zur Nachahmung sei. Dadurch bilde sich ein „Wettbewerb der Narrative“.
 
Hier können Sie sich das Foreign Policy Lunch nochmals in voller Länge anschauen: