„Guter Journalismus muss etwas wert sein“

BILD-Chefredakteurin Tanit Koch über die Zukunft des Journalismus

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Foto: Businessfotografie Inga Haar

Der digitale Wandel verändert die Medienlandschaft, traditionelle Printmedien verzeichnen seit Jahren massive Auflageneinbrüche – so auch die BILD-Zeitung. Chefredakteurin Tanit Koch über journalistische Chancen und Risiken im digitalen Zeitalter.

Es sind ziemlich große Fußstapfen, in die sie geschlüpft ist: 2016 hat Tanit Koch die Nachfolge von Kai Diekmann angetreten, sie ist die erste Frau an der Spitze der BILD-Zeitung. Mit der Muttermilch aufgesogen hat die gebürtige Bonnerin das Thema Boulevardjournalismus dabei keineswegs, im Elternhaus war das Massenblatt schlichtweg nicht präsent. Seit 2005 für die BILD tätig, dürfte es nun zu ihren Hauptaufgaben gehören, die Marke BILD für das digitale Zeitalter fit zu machen.

Im Gespräch mit VBKI-Vizepräsidentin Dr. Sigrid Nikutta sagte die Journalistin, dass Print und Online keine Gegensätze darstellten, sondern sich gut ergänzten. Am Ende sei entscheidend, dass die Leser die Geschichten schätzten – auf Papier oder per iPad dargeboten, sei zweitrangig. Im Mittelpunkt stünden die Inhalte, und die müssten stimmen. „Bei Falschinformationen handelt man sich verständlicherweise einen Verlust der Glaubwürdigkeit ein.“

Die Online-Welt ist in Tanit Kochs Augen ein Segen für die journalistische Qualität. „Das Internet macht uns besser. Wir haben ein weltweites Netz an Korrespondenten und können früher auf Medien und Berichterstattungen überall auf der Welt zugreifen.“ Das Netz wirke als Korrektiv und schaffe Transparenz. „Wir müssen uns mehr erklären als früher, Kritik wahrnehmen und darauf reagieren“, sagte Koch.

Die anschwellende Flut an Falschmeldungen sei kein Kind des Online-Journalismus, sondern vielmehr Ergebnis der Wirkmechanismen der Sozialen Netzwerke. Auf diesen Plattformen sei gut zu beobachten, wie sich Informationen ohne journalistisches Gütesiegel verbreiten. „Ich freue mich schon auf wissenschaftliche Studien zur Frage, ob die Zahl der Verschwörungstheoretiker durch Facebook steigt oder nicht“, so Koch. 

Beim Blick in die obligatorische Glaskugel hielt sich Tanit Koch bedeckt. Es sei schwer vorherzusagen, wohin die Reise gehe. Die Vielfalt der Printmedien werde sicherlich im Zuge weiterer Konsolidierungswellen weiter abnehmen. Allerdings wisse auch niemand, wie sich die Online-Welt weiterentwickele: Plattformen und Netzwerke kämen und gingen. Für BILD sei wichtig, das Markenversprechen (Journalismus für die breite Masse) weiter zu halten und alle Online- und Offline-Kanäle zielgruppengerecht zu bespielen. Dann dürfte auch Kochs abschließender Apell nicht ins Leere laufen: „Guter Journalismus muss etwas wert sein!“

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